Project Description
Jahresbericht 2019
Das vergangene Jahr stand im Zeichen des Projektes GSS (Gesundheit Simme-Saane) unter Leitung von Herrn Stefan Stefaniak der Firma Paianet. Auf allen Projektstufen und in mehreren Arbeitsgruppen waren die Vorstandsmitglieder MeGSS involviert und haben ihre Sicht einbringen können. An unzähligen Projektsitzungen und an zwei Workshop-Tagen im März und Juni wurden in zum Teil lebhaften Diskussionen und in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Vertretern der lokalen Behörden, des Spitals und des Kantons Konzeptideen, Chancen und Risiken von verschiedenen Lösungsansätzen im Spannungsfeld zwischen Versorgungsbedarf und Finanzierbarkeit ausgelotet . Am 15. Oktober wurde dann die Öffentlichkeit in der Simmental-Arena über die Marschrichtung zur integrierten Versorgung mit Campus in Zweisimmen und Gesundheitszentrum in Saanen orientiert, die Finanzierungsoptionen skizziert und die neue GSS AG unter Mitwirkung aller Gemeinden ins Leben gerufen. Der neue Verwaltungsrat ist inzwischen konstituiert und hat seine Arbeit aufgenommen. Als Verein MeGSS haben wir unsere finanzielle Unterstützung im Rahmen unserer Möglichkeiten zugesichert.
Verschiedene Akteure im Projekt erhielten im Juni am Nationalen Symposium der „fmc“ (Schweizerisches Forum für integrierte Versorgung) Einblick in mögliche Zukunftsszenarien zu wirkungsvoller Grundversorgung, aus meiner Sicht allerdings eher theoretisch und nicht auf Probleme der peripheren Regionen fokussiert.
Zum Thema Nachfolge Hausärzte soll im März 2020 die Praxis Medbase im Neubau Migros Zweisimmen eröffnet werden. Dies dank der Starthilfe durch zwei ansässige Hausärzte, die aber bald in den verdienten Ruhestand treten möchten, und dem zugesagten Engagement einer kompetenten Kinderärztin und einer erfahrenen Hausärztin. Dies ist ein hoffnungsvoller Start eines für unsere Gegend neuen Praxismodells, das den Ansprüchen und beruflichen Plänen von jüngeren Kolleginnen und Kollegen entgegenkommt und ein wichtiger Pfeiler des Campus sein wird. Es darf gehofft werden, dass dies zum Aufbau des Gesundheitszentrums in Saanen Anreize setzen kann, speziell auch mit der Vision von grossräumigeren Kooperationsszenarien. Dieselbe Hoffnung besteht auch für die bezugsbereite , aber immer noch verwaiste Gruppenpraxis in Erlenbach.
Palliative Care. Die Nationale Strategie Palliative Care hat zum Ziel, dass flächendeckend alle schwerkranken und sterbenden Menschen Zugang zuPalliativecare-Leistungen haben. Es bestehen aber erhebliche Defizite in den Bereichen Ausbildung der Fachpersonen, Information und Sensibilisierung der Bevölkerung sowie Freiwilligenarbeit und Angehörigenunterstützung, insbesondere in peripheren Regionen wie bei uns. In engem Kontakt mit dem Palliative-care-Netzwerk Region Thun wollen wir diese Defizite beheben. In einer Arbeitsgruppe bestehend aus Vertreterinnen der Pflegeinstitutionen, Spitex, Spital, Palliativ Netzwerk Thun und SRK Beocare haben wir in mehreren Sitzungen Bedarf und Lösungsmöglichkeiten ausgelotet. An Kurzworkshops im Februar und im November, zu denen auch Behörden, Hausärzte, Seelsorger, Sozialdienste und alle betroffenen Institutionen eingeladen waren, wurden die Resultate präsentiert.und diskutiert.
Zum Aufbau der Freiwilligenarbeit in unserer Region ist inzwischen eine Aussenstelle Beocare bei Spitex Obersimmental in St. Stephan eröffnet worden. Die Information der Bevölkerung und die Rekrutierung von interessierten Freiwilligen aus dem Simmental läuft an. Hier kommt der Unterstützung durch Seelsorge und Sozialdienste grosse Bedeutung zu. Im Saanenland ist der Verein Pro Viva bereits aktiv und eine spätere Zusammenarbeit wird angestrebt.
Vergangene Woche hat die Arbeitsgruppe nun ein Projekt Palliative Care Simmental-Saanenland lanciert mit folgenden Zielen:
- Aufbau eines Satelliten des MPD (Mobiler Palliative Dienst) Thun mit regionalem Pool von Fachpersonen mit spezialisierter Palliative Care –Zusatzausbildung, die allen Grundversorgern mit ihrer Expertise zur Verfügung stehen. Dies im Rahmen eines Modellversuchs der GSI (früher GEF), der von 2019 bis 2022 läuft.
- Vernetzung aller involvierten Player und Klärung der rechtlichen und finanziellen Fragen bei institutionsübergreifenden Tätigkeiten.
- Weiter- und Fortbildungskonzepte
- Integration in das Netzwerk der GSS AG. Der Kontakt mit dem VR GSS AG ist etabliert.
Die Projektleitung ist bestimmt, die Finanzierung der Projektleitung übernimmt verdankenswerterweise das Palliative Netzwerk Region Thun. Die Kosten der geplanten Zusatzausbildungen können voraussichtlich mit externen Mitteln (Stiftungen, Sponsoring) gedeckt werden.
MeGSS – Rück- und Ausblick
Heute wissen wir: Die Gründung des Vereins MeGSS im Jahr 2013 war von übertriebenen und wohl eher naiven Erwartungen zur Kontinuitätssicherung der medizinischen Grundversorgung im Saanenland und Simmental geprägt. Eine aus meiner Sicht etwas eigenwillige Interpretation der Studie MeGOS gab dann weitgehend die Marschrichtung vor. Die umstrittene Reorganisation des Angebotsportfolios im Spital verfehlte das finanzielle Ziel bei weitem und das mit riesigem Aufwand vorangetriebene Projekt „3S“ für einen Spitalneubau mit integrierter Arztpraxis und Alterspflege erwies sich ohne Kostenbeteiligung des Kantons als nicht mehr tragbar. Ein weiterer Tiefschlag im Jahr 2017 war das Scheitern der Projekte für ein hausärztliches Gesundheitszentrum in Saanen. Nun ergriff der kantonale Gesundheitsdirektor die Initiative. Nochmals neue, ergebnisoffene Analysen, brachten wenig neue Erkenntnisse. Dank einer zielgerichteten und breit abgestützten Projektorganisation wurden aber den lokalen Verantwortungsträgern und den meisten Interessierten die bestehenden Zielkonflikte und Widersprüchlichkeiten bewusst.und gegenseitiges Verstehen und Vertrauen konnte wachsen. Das Resultat ist nun die im Oktober gegründete Aktiengesellschaft Gesundheit Simme Saane.
MeGSS hat einige Desillusionen und Enttäuschungen hinnehmen müssen und hat sich in mancherlei Hinsicht als wirkungslos erwiesen. Der Verein hat stets nur versuchen können, Akteure von Ideen zu überzeugen, ohne aber selbst wirkungsvolle Entscheidungs- oder Finanzkompetenzen zu haben. Eine Lehre daraus ist meines Erachtens, dass nun die GSS AG strukturell, personell und finanziell ganz anders aufgestellt und ausgerüstet ist. Immerhin hat der Verein MeGSS in Fragen der medizinischen Versorgung in unserer Region auf bestehende Probleme aufmerksam gemacht, zur Meinungsbildung in gesundheitspolitischen Fragen beigetragen und eine Bühne für den Austausch und Ausgleich zwischen Behörden und verschiedenen Playern geboten. Im Projekt GSS ihat MeGSS mitgearbeitet und wertvolle Ideen eingebracht. Die neu entstehende Praxis Medbase Zweisimmen ist ursprünglich aus einer im MeGSS–Vorstand gegründeten Arbeitsgruppe erwachsen. Auch das laufende Projekt zum Aufbau der Palliative Care ist von MeGSS zusammen mit dem Netzwerk Thun initiiert worden.
Wie bereits im letzten Jahresbericht erwähnt, ist der Vorstand von MeGSS einhellig der Meinung, dass unser Verein nach der Gründung der GSS AG nicht mehr notwendig ist und seine Existenzberechtigung verliert. Es erscheint uns nicht sinnvoll, Parallelorganisationen mit praktisch gleichen Mitgliedern und praktisch deckungsgleicher Zielsetzung zu betreiben. Aus diesem Grund will der Vorstand der Mitgliederversammlung 2020 den Antrag stellen, den Verein MeGSS aufzulösen und die verbleibenden Finanzmittel der GSS AG zu übertragen.
Dank
Allen Vorstandsmitgliedern, die zum Grossteil über Jahre hinweg auch in unerfreulichen Situationen ausgeharrt, mitgetragen und mitbestimmt haben, danke ich für ihre Unterstützung und Treue. Ein spezieller Dank geht an Ueli von Känel, der seit 2015 als Geschäftsführer amtet und wesentlich für einen geordneten Ablauf der Geschäfte gesorgt und gleichzeitig die Verbindung zum wichtigen Player Spitex gewährleistet hat.
Zum Schluss wünsche ich dem VR der GSS AG im schwierigen und sich wandelnden, anspruchsvollen Umfeld Weisheit, den Mut, auch mal gegen den Strom zu schwimmen, Durchhaltevermögen, Erfolg und eine glückliche Hand in seiner Arbeit zum nachhaltigen Wohle auch der kommenden Generation in unseren Talschaften .
Als Motto gebe ich mit:
NID LUGG LAH !
Zweisimmen, 28.Januar 2020
R.Minnig, Präsident